Vinylboden Nutzschicht – Was genau bedeutet das?
Kunden kommen oft auf uns zu und sind darüber verwundert, dass deren Vinyl- oder PVC-Boden Kratzer abbekommen hat. Oft argumentieren diese damit, extra die „dickere“ Nutzschicht bei der Wahl des Bodens ausgewählt zu haben, um genau diesem Problem vorzubeugen. Genau hier liegt das Problem, denn viele Leute wissen nicht, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun!
In diesem Beitrag erklären wir euch, was es mit der Nutzschicht bei einem Vinylboden auf sich hat. Wir zeigen euch auf, was es für verschiedene Nutzschichten gibt und welche ihr für zu Hause, oder im Geschäftsbereich verwenden solltet. Darüber hinaus gehen wir natürlich auf die Frage ein, ob sich denn durch eine höhere Stärke der Nutzschicht auch die Kratzfestigkeit des Fußbodens erhöht.
Was ist überhaupt die Nutzschicht bei einem Vinylboden?
Jeder Vinylboden ist in verschiedenen Schichten aufgebaut. Die oberste Schicht ist die sogenannte Nutzschicht, diese besteht meistens aus Polyurethan oder Melaminharz, welche widerstandsfähige Eigenschaften besitzen. Es werden jedoch auch andere Materialien synthetischer Art verwendet.
Dies bedeutet, dass die Nutzschicht dem direkten Verschleiß ausgesetzt wird und daher muss diese den vielfältigsten Anforderungen gerecht werden, um den täglichen Beanspruchungen gewachsen zu sein. Der Boden wird primär durch die Begehung von Menschen, durch Geräte wie Büro-, Rollstühle, Möbel, oder auch Rollcontainern und der damit verbundenen mechanischen Belastung ausgesetzt. Sekundäre Belastungen stellen z. B. UV-Licht, Zigarettenglut, oder Chemikalien dar.
Bei mechanischen Belastungen durch Reibungswiderstand an den Kontaktzonen entsteht eine horizontal verlaufende Kraft. Um einem Abrieb durch diese Reibung entgegenzuwirken, ist in jedem Vinylboden eine Nutzschicht integriert.
Die Nutzschicht ist also der Schutz des Bodens vor äußeren Einflüssen. Darüber hinaus bestimmt die Nutzschicht auch, wie schnell ein Boden an Glanz, bzw. an Aussehen generell verliert. Durch die Begehung und das Verreiben feiner Partikel von Schmutz, Sand, Steinen etc. nutzt sich ein Boden, wie alle anderen Gebrauchsgegenstände auch, im Laufe der Zeit ab. Das bedeutet also: Je dicker die Nutzschicht ist, desto höher ist seine Strapazierfähigkeit und umso länger dauert es dementsprechend, diese abzunutzen. Die Nutzschicht steht also in einem direkten Zusammenhang mit der Nutzungsklasse, der Abriebklasse und der Stuhlrolleneignung.
Was gibt es für unterschiedliche Nutzschicht-Stärken?
Je nach Bedarf und Einsatzort fällt diese Nutzschicht beim Vinylboden unterschiedlich stark aus. In den meisten Fällen gibt es Nutzschichten in der Stärke 0,3 mm bis 0,55 mm. Es gibt auch ausgewählte Böden mit Nutzschichten von 0,2 mm oder 0,8 mm, jedoch ist das eher die Ausnahme. Die Angabe der Stärke gibt uns lediglich Aufschluss darüber, wie dick die Nutzschicht des Bodens ist und wie widerstandsfähig er gegenüber Abnutzung durch Reibung ist. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Stärke einer Nutzschicht nichts mit der Kratzfestigkeit und Härte zu tun hat, aber hierauf wird im letzten Absatz noch eingegangen.
Nutzschicht im privaten Gebrauch
Generell lässt sich sagen, dass eine Nutzschicht von 0,3 mm im privaten Bereich definitiv ausreicht. Natürlich würde nichts gegen die Verlegung eines Bodens mit einer höheren Nutzschicht sprechen, jedoch ist das wegen der geringeren mechanischen Beanspruchung zu Hause nicht notwendig. So ziehen die meisten Leute daheim ohnehin die Schuhe aus und benutzen Fußabtreter. Jedoch sollte hier auch auf Fußabtreter mit Gummiunterlage verzichtet werden, da die Weichmacher aus der Matte in den Vinylboden wandern können. Jedoch geraten bei der Verwendung eines Fußabtreters generell weniger feine Partikel wie Staub oder Sand (wie oben erwähnt) in die Wohnung, die für zusätzlichen Abrieb sorgen könnten.
Schwierigere Bedingungen im gewerblichen Bereich
Im Objektbereich, wie z. B. Hotels, Restaurants, Büros, Praxen, oder Verkaufsräumen sieht es mit der Nutzschicht etwas anders aus. Durch die hohe Begeh-Frequenz wird viel Schmutz hineingetragen. Außerdem stellen Möbel, Bürostühle, oder Rollwägen in Geschäften eine größere Belastung für den Boden dar. Durch die stärkere mechanische Beanspruchung entstehen größere Reibungskräfte auf dem Boden. Um einer Abnutzung (Abrieb) vorzubeugen, sind Nutzschicht-Dicken um die 0,55 mm (oder höher) im Objektbereich definitiv sinnvoll.
Erhöht die Stärke der Nutzschicht auch die Kratzfestigkeit eines Vinylbodens?
Definitiv nicht! Die Dicke der Nutzschicht des Bodens hat nichts mit der Kratzfestigkeit zu tun. Vielmehr bestimmen die Härte der Nutzschicht und andere Faktoren dessen Kratzfestigkeit, wohingegen die Dicke (bzw. Stärke) dem Abrieb durch Reibung vorbeugen soll. Ohnehin ist kein Boden komplett vor Kratzern geschützt. Schmutz, Steinchen oder Sandkörner in Kombination mit dem Begehen von Leuten, oder anderen weiter oben angesprochenen mechanischen Belastungen (v.a. Stuhlrollen) sind extreme Situationen, vor denen kein Fußboden dauerhaft geschützt ist. Kurz gesagt, Kratzer durch mechanische Belastung sind immer möglich.
Fazit
Die Nutzschicht schützt den Vinylboden vor äußeren Einflüssen, besonders vor dem Abrieb des Bodens durch tägliche Beanspruchung wie Begehung, Stuhlrollen, Putzmitteln und Chemikalien. Das bedeutet für den Käufer, dass die Wahl der Nutzschicht davon abhängig gemacht werden sollte, wo der Boden eingesetzt wird. Grundsätzlich gilt: je stärker die Nutzschicht, desto höher die Nutzungsklasse. Vor Kratzern schützt diese allerdings nicht.