Teppichboden aus Naturfasern – Sisal, Wolle, Ziegenhaar
In diesem Magazinbeitrag geht es um Teppichböden aus natürlichen Materialien. Sowohl Rücken als auch Pol eines Teppichbodens können aus natürlichem oder synthetischem Material gefertigt sein. Wir beziehen uns auf das Polmaterial, obwohl auch die Rückenausstattung eines Teppichbodens neben Schaum und Latex aus natürlichen Stoffen wie Vlies oder Jute hergestellt sein kann. Naturfasern gelten als pflegeleicht, reißfest und besitzen neben weiteren Vorteilen die Fähigkeit, Feinstaub aus der Raumluft zu binden. Somit sind diese neben ihrer ökologischen Gewinnung auch die erste Wahl für Allergiker und Kinder sowie für Menschen, die eine wohngesunde Raumatmosphäre wertschätzen.
Zunächst geben wir Euch einen groben Überblick über die bei der Teppichboden Herstellung verwendeten Materialien. Danach gehen wir speziell auf die Eigenschaften der Materialien ein, die wir in unserem ONLINE-SHOP führen. Der letzte Punkt widmet sich der Pflege von Teppichboden-Produkten aus Naturstoffen.
1. Überblick
Beim Polmaterial, dem sogenannten Teppich-Garn, gibt es die Auswahl zwischen Kunstfasern und natürlichen Fasern. Synthetisches Garnmaterial wird meistens aus den Kunststoffen Polyamid, Polyethylen, Polyester, Polypropylen oder Nylon hergestellt. Bei natürlichem Garnmaterial kann man zwischen Fasern pflanzlichen bzw. tierischen Ursprungs unterscheiden. Natürliches Fasermaterial tierischen Ursprungs ist zum Beispiel Schurwolle, Ziegenhaar oder Seide, wohingegen Baumwolle, Kokos, Leinen, Jute, Sisal oder Hanf Fasermaterialien aus Pflanzen sind. Natürliche Fasern sind im wahrsten Sinne des Wortes nachwachsende Rohstoffe – von daher sind Teppichböden aus diesem Material dement-sprechend nachhaltig produziert. Sie nehmen Gerüche weniger leicht auf wie Kunstfasern und haben eine natürliche Selbstreinigungsfunktion. In unserem Online-Shop vertreiben wir Teppichboden-Fliesen und -Meterware aus Sisal, Ziegenhaar und Schurwolle, auf die wir im Folgenden eingehen.
2. Teppichboden aus Sisal
Sisal wird aus den getrockneten Blättern der Sisal-Agave gewonnen. Die in tropischen und subtropischen Gefilden vorkommende Pflanze stammt ursprünglich aus Mexiko. Das ursprünglich als Zierpflanze verwendete Gewächs wird seit Ende des 19. Jahrhunderts auch als Nutzpflanze zur Faserherstellung verwendet.
Die Sisalfaser gilt als robust, strapazierfähig und zugfest, wodurch ein Teppichboden aus Sisal ebenfalls sehr strapazierfähig und schmutz-resistent ist. Die Faser ist leicht färbbar und hat eine leicht raue Textur bis porös. Der Sisal-Teppichboden ist dementsprechend hart und rau bis kratzig in seiner Haptik. Die Fasern eines Sisal-Teppichbodens sind frei von Allergenen und Schadstoffen, denn die Sisal-Agave ist sehr resistent gegenüber Schädlingsbefall und muss nicht mit Pestiziden behandelt werden. Ein Sisal-Teppich ist hygroskopisch aktiv und reguliert das Raumklima. Vor übermäßiger Feuchtigkeit sollte er allerdings bewahrt werden, da sich die Sisal-Fasern dann zusammenziehen.
Zudem lädt sich ein Sisal Teppich nicht statisch auf (antistatisch) und bietet ein gutes Dämmverhalten, sowohl was die Wärmeisolation, als auch die Reduktion von Trittschall anbelangt. Farbabweichungen des Rohmaterials sind (wie bei allen Naturfasern üblich) möglich. Webteppichboden aus Sisal findet man unter anderem beim Hersteller Astra in unserem Online-Shop.
3. Teppichboden aus Ziegenhaar
Ziegenhaar ist der älteste natürliche Spinnstoff der Welt. Im Herbst produzieren die Tiere feine, körpernahe Wolle, um sich gegen Kälte zu schützen. Dieses Haar kann im Frühjahr abgeschoren und zur Textilherstellung eingesetzt werden. Man unterscheidet zwischen Schur- und Gerberhaaren von gewöhnlichen Ziegen und den feineren Haaren der Kaschmirziege (Kaschmir-Ziegenhaar).
Ziegenhaar-Fasern sind lang, glatt und hart. Das Haar von Kaschmir-Ziegen, welche aus dem Himalaja- und Pamir-Gebirge in Asien stammen, ist noch einmal deutlich feiner und gilt als sehr hochwertig und edel. Kaschmir ist bekannt für seine leuchtende Farbwiedergabe, weshalb Teppichboden aus Kaschmir-Ziegenhaar besonders intensive Färbungen ermöglichen.
Generell ist Ziegenhaar von der Haptik her weich und warm, sowie durch die Eigenfettschicht schmutzabweisend. Teppichböden aus Ziegenhaar gelten als strapazierfähig und langlebig. Der schuppenförmige Aufbau der Fasern ermöglicht die Aufnahme von Feuchtigkeit. Von daher regulieren Teppichböden aus Ziegenhaar wirksam das Raumklima. Durch die feine Struktur der Fasern wird warme Luft in den zahlreichen Zwischenräumen festgehalten. Dadurch gilt Ziegenhaar-Teppich als fußwarm und macht diesen Bodenbelag zu einer hervorragenden Wahl für das Kinderzimmer. Außerdem bindet er Hausstaub und ist daher auch gut für Allergiker geeignet.
Bei der Herstellung von textilen Belägen werden die Ziegenhaare häufig mit den Haaren anderer Tierarten oder Kunstfasern kombiniert. In unserem ONLINE-SHOP findet ihr Ziegenhaar-Teppichboden von Tretford, Bentzon und vielen weiteren Herstellern.
4. Teppichboden aus Schurwolle
Die Bezeichnung Schurwolle wird nur verwendet, wenn die Wolle ausschließlich vom lebenden Schaf geschoren wurde. Wolle als Textil-Faser wird seit dem Altertum genutzt und ist bis heute sehr gefragt.
Schafswolle (Schurwolle) ist die gängigste und meist verwendete Wollart. Es wird zwischen reiner Schurwolle und „Reißwolle“ unterschieden; letztere ist ein Recyclingprodukt. Schurwolle ist schwer entflammbar und kann bis zu 33% ihres Trockengewichts an Flüssigkeit (Wasserdampf) aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Teppichböden aus Schurwolle sind daher exzellente Regulatoren des Raumklimas und auch sehr gute Wärmeisolatoren. Die elastischen und dehnbaren Fasern gelten als weich und warm in ihrer Haptik und absorbieren Raum- und Trittschall dank der vielen Lufteinschlüsse sehr gut. Druckstellen und Laufstraßen in hochflorigen Teppichboden verschwinden nach einiger Zeit wieder.
Die natürliche Fettschicht der Schurwolle hilft, Schmutz grundsätzlich fernzuhalten. Ein Teppichboden aus Schurwolle ist von daher schmutzabweisend und besitzt auch ein Neutralisierungs-Vermögen gegenüber bestimmten Schadstoffen und Gerüchen. Allerdings ist ein geringer Eigengeruch der Teppich-Meterware in den ersten Wochen nach Verlegung möglich. Da Hausstaub aufgenommen wird, ist der Teppichboden auch für Allergiker geeignet.
Wie bei Ziegenhaar-Teppichböden wird Schurwolle bei der Herstellung der Teppichboden-Fasern häufig mit den Haaren anderer Tierarten oder Kunstfasern kombiniert. In unserem Online Shop findet ihr Teppichboden aus Schurwolle unter anderem von Vorwerk und Joka.
5. Pflege & Reinigung
Da Teppichböden aus Ziegenhaar und Schurwolle empfindlich auf UV-Strahlung reagieren, sollten auf eine regelmäßige Beschattung Acht gegeben werden. Druckstellen von Möbeln und Einrichtungsgegenständen lassen sich durch leichtes Anfeuchten beseitigen.
Die Basis-Pflege sollte darin bestehen, den Teppichboden regelmäßig auf Schmutz und Flecken zu kontrollieren. Generell sollten alle Naturfaser Teppichböden regelmäßig abgesaugt werden, um groben Schmutz zu entfernen. Bei Sisal sollten Staubsauger ohne Bürsten- oder Klopfaufsatz verwendet werden, um die Fasern nicht zu strapazieren. Auch bei Teppichböden aus Schurwolle und Ziegenhaar sollte eine glatte Bodendüse oder ein Aufsatz mit weichen Bürsten verwendet werden.
Grober fester Schmutz auf Sisal-Teppichböden kann mit einem Hilfsmittel wie Löffel oder Weinkorken durch leichtes Rubbeln entfernt werden. Feuchte Flecken sollten bei allen Naturfaser-Teppichen von außen nach innen mit einem sauberen und saugfähigen Tuch abgetupft werden. Grundsätzlich sollten immer pH-neutrale Waschmittel, ein Schwamm oder eine weiche Bürste verwendet werden und der Teppichboden niemals zu sehr befeuchtet werden.
Bei hartnäckigen Flecken oder zur Grundreinigung gibt es bei jedem Hersteller spezielle Reinigungsmittel für Naturfaserbeläge. Von der Verwendung von Spül- und Waschmitteln oder aggressiven Chemikalien wird dringend abgeraten. Generell empfehlen wir den Blick in Pflege- und Reinigungsempfehlungen der Hersteller.