Bodenbeläge im Feuchtraum – Badezimmer & Küche
In diesem Beitrag soll es darum gehen, welche Bodenbeläge für das Badezimmer bzw. Feuchträume geeignet sind. Im Allgemeinen spricht man, wenn Böden für die Bedingungen in Feuchträumen geeignet sind, auch von der Feuchtraumeignung. Wir gehen als erstes konkret auf die technischen Grundlagen ein; welche Materialeigenschaften muss ein Boden aufweisen, um gegenüber der Einwirkung von Wasser beständig zu sein? Im Anschluss zeigen wir Euch auf, wo uns Feuchtigkeit im Wohnbereich begegnen kann und welche Gefahren durch das Eindringen von Wasser in den Fußboden bestehen. Der vierte und letzte Punkt befasst sich mit dem Abgleich jeder Sorte von Bodenbelägen auf deren Feuchtraumeignung. Die tabellarische Zusammenfassung der Böden für Feuchträume findet ihr am Ende des Artikels.
1. Technische Grundlagen
Feuchtigkeit bedeutet Volumenzunahme
Jedes Material weist in seiner Oberfläche Poren auf, man spricht auch vom Porenvolumen. Poren sind Hohlräume, die sich mit Wasser füllen können und auch eine gewisse Saugspannung aufweisen. Je größer die Poren, desto leichter dringt Wasser ein. Man spricht dann auch von permeablen Stoffen. Es kommt also auf die Dichte des Materials drauf an, ob ich dieses mit Wasser füllt bzw. dieses ansaugt. Generell gilt, dass Stoffe die Wasser einlagern ihr Volumen vergrößern. Sie zeigen ein ausgeprägtes Quell- und Schwindverhalten.
Wasserdurchlässig vs. wasserundurchlässig
Organische Materialien, wie Holz und Kork mit zellulärer Struktur sind von Natur aus „hygroskopisch“ aktiv; d.h. sie nehmen aktiv Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und geben diese auch wieder ab. Dementsprechend sind sie wasserdurchlässig und verändern aktiv ihr Volumen und ihre Materialeigenschaften durch Wassereinlagerungen. In der Natur begegnet uns mit einem klassischen wasserdurchlässigen Boden der Kies, wohingegen plastischer und sehr feinporiger Boden wie Ton als wasserundurchlässig gilt. Feinporige Materialien sind meistens wasserundurchlässig. Kunststoffe, bestimmte Harze und Verbundwerkstoffe sind ebenfalls wasserundurchlässig. Bei Gewebe kommt es auf die Faserdichte drauf an.
Durch die Beschichtung eines wasserdurchlässigen Materials mit einem wasserundurchlässigen Oberflächenschutz, eine sogenannte Imprägnierung oder Versiegelung, kann dieses jedoch wasserabweisend gemacht werden.
2. Feuchtigkeit im Wohnbereich
Man unterscheidet Spritz- und Standwasser. Standwasser sind meist größere Pfützen. Gegen leichte Spritzer sind die meisten Böden mit Nutzschicht gewappnet, sofern dieses unmittelbar aufgewischt wird. Deswegen sollten wasserundurchlässige Böden zur Reinigung maximal nebelfeucht gewischt werden. Die Abbildungen unten veranschaulichen, was mit Spritzwasser (A) und Standwasser (B) konkret gemeint ist.
Unterschied von Spitzwasser & Standwasser
A
B
Feuchtigkeit begegnet uns grundsätzlich im Badezimmer, wo sich Nasszellen wie Dusche und Badewanne befinden. Auch das Waschbecken und die Toilette haben einen Wasserzugang. Ebenfalls in der Küche (am Waschbecken) und bei Waschmaschinen kann sich Nässe bilden. Auch der Waschkeller ist ein Feuchtraum, der durch den Defekt einer Waschmaschine besonders stark durch Standwasser gefährdet ist
3. Gefahren durch Nässe
Dringt Feuchtigkeit von oben in die Konstruktion eines Fußbodens ein, zum Beispiel zwischen die Fugen, in die Trägerschicht oder gar unterhalb des Gegenzuges, kann sich diese dort ablagern. Das Material quillt auf und es können sich Schlüsselungen bilden, d.h. der Boden wölbt sich nach innen (konkav) oder außen (konvex). Hierdurch verliert die gesamte Konstruktion an Stabilität; es sieht äußerst unschön aus und die Klickverbindungen können brechen.
Konvexe Aufwölbungen beim Aufquellen des Trägers
Zudem kommt es oftmals zur Bildung von Schimmel, gerade dort wo wenig Luftaustausch stattfindet. Besonders textile Bodenbeläge und Holzböden sind von der Gefahr durch Schimmelbildung betroffen. Auch der Gegenzug, welcher bei manchen Böden aus Fasergewebe besteht, oder die Trittschalldämmung (meistens aus Kork) ist empfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Schlussendlich muss der Boden ersetzt werden und es kann im schlimmsten Fall sogar ein Wasserschaden im Unterboden und in den Wänden entstehen.
Auch im Unterboden, vor allem mineralischen Unterböden, ist Feuchtigkeit gespeichert (in Form von Wasserdampf). Das Einlagern von Feuchtigkeit (Abbinden) im Estrich ist ein natürlicher Prozess bei dessen Aushärtung. Das Aufsteigen der Restfeuchte (Diffusion) nach oben wird meistens durch PE-Folien verhindert, welche als Dampfbremse fungieren.
4. Welcher Fußboden eignet sich fürs Bad?
Die folgende Aufzählung gleicht nun jede Sorte von Bodenbelägen, die wir in unserem Online-Shop führen, auf die Anforderungen in Feuchträumen wie Bad und WC ab. Die Eignung als Schlagwort steht zudem in der Überschrift jedes einzelnen Bodens. Selbstverständlich kann man durch gezielte Maßnahmen jeden Boden vor dem Eindringen von Wasser schützen; wir beziehen uns mit dem Schlagwort jedoch auf den Regelfall. Der Blick in die technischen Daten des Produkts wird hier eindringlich empfohlen. Ein wasserfester Boden mit Feuchtraumeignung sollte im Idealfall durch folgendes Logo bzw. Piktogramm gekennzeichnet sein:
Piktogramm: „Nasszelleneignung“
Parkett – Nein
Parkett besteht aus Holz, welches ein ausgeprägtes Quell- und Schwindverhalten zeigt. Selbst das Abfugen der Verbindungen mit einem wasserfesten Leim oder Neopren (Neoprenfugen) kann Parkett nicht dauerhaft vor Nässe schützen. Sollte man sich für die Verlegung eines Parkettbodens im Bad entscheiden, sollte man sich individuell beraten lassen, welche Maßnahmen man ergreift. Ein fugendichter Wandabschluss und entsprechender Oberflächenschutz (Versiegelung) sind hier vonnöten. Zudem muss man das Parkett in diesem Falle vollflächig verkleben.
Teppichboden – Nein
Das Polmaterial der allermeisten Teppichböden ist selbst bei Exemplaren mit hoher Noppenzahl nicht wasserdicht. Zudem kann sich leicht Schimmel unter dem Rücken bilden. Für einen Einsatz in der Küche sollte der Boden mindestens vollflächig verklebt werden und aus dichtem Kunststoff-Fasergewebe hergestellt sein. Teppichboden generell bewerten wir als den am wenigsten geeigneten Fußbodenbelag für Feuchträume.
Korkboden – verschieden
Korkboden an sich saugt kein Wasser auf und quillt nicht auf, aber in der gängigen Form des Korkparketts bildet ein HDF-Träger das Kernstück, welcher durchaus aufquellen kann. Presskork-Platten oder Korkböden zum Kleben stellen hingegen feuchtraumgeeignete Korkböden dar; zum Beispiel der Corelan KF von ZIRO. Ein fugendichter Wandabschluss, die Imprägnierung der Oberfläche sowie die vollflächige Verklebung sind in jedem Falle nötig sollte man sich für einen Einsatz im Bad entscheiden.
Laminat – Nein
Der Boden ist im Regelfall nicht für das Bad geeignet. Die HDF-/MDF- Trägerplatte quillt schnell auf und Feuchtigkeit kann schnell zwischen die Fugen und in die Klick-Verbindungen geraten. Ein fugendichter Wandabschluss, spezielle mit Quellschutz ausgestattete Verbindungen und eine Oberflächenimprägnierung sind hier nötig, sofern man sich für den Einsatz im Bad entscheidet. Hersteller wie Haro oder Parador führen mittlerweile auch speziell quellgeschütztes Laminat in ihrem Sortiment.
Room Up Tipp: Laminat für Feuchträume im Test
Vinylboden
HDF-Vinyl – Nein
Der Aufbau des HDF-Vinylbodens ähnelt dem des Laminats. Die HDF-Trägerplatte quillt schnell auf und Feuchtigkeit kann schnell zwischen die Fugen geraten. Es gibt jedoch auch spezielle HDF-Böden mit Quellschutz der Klickverbindungen, welche bei vollflächiger Verklebung für einen Einsatz im Bad geeignet sind. Ein fugendichter Wandabschluss, die vollflächige Verklebung sowie eine Oberflächenimprägnierung sind in jedem Falle nötig, sofern man sich für den Einsatz im Bad entscheidet.
Vinyl zum Klicken und Kleben – Ja
Vinyl als Kunststoff ist wasserabweisend und daher kann der Einsatz im Bad, oder gar in der Nasszelle im Regelfall bedenkenlos erfolgen. Ein fugendichter Wandabschluss bei den schwimmend verlegten Klick-Vinyl Belägen wird in jedem Falle empfohlen, um der Gefahr durch Schimmelbildung entgegen zu wirken. Vinyl zum Kleben ist unser klarer Favorit für die Verlegung in Feuchträumen.
Rigid Vinyl – Ja
Die Trägerplatte eines Rigid Vinyls ist aus einem Verbundstoff hergestellt. Dieser ist meistens ein SPC (Solid Polymer Kern) mit denselben wasserundurchlässigen Eigenschaften wie ein Vollvinyl-Boden, weshalb der Boden normalerweise im Bad verlegt werden kann. Ein fugendichter Wandabschluss bei der schwimmenden Verlegung ist jedoch notwendig. Hier gilt es die Herstellerangaben zu beachten.
Designböden – verschieden
Bei Designböden kommt es auf die Herstellerangaben zur Eignung an. Classen bietet Designböden mit CERAMIN-Board an, ein Verbundstoff und für Feuchträume geeignetes Trägermaterial. Das Eco Vinyl von Classen Wiparquet ist dabei nicht nur wasserfest, sondern auch frei von PVC und mit Weichmachern auf pflanzlicher Basis. Der Modular One von Parador mit Spezial-Trägerplatte aus einem Holz- und Kunststoff-Verbundmaterial ist bedingt für Feuchträume geeignet; der Gegenzug aus Kork sollte hier durch einen fugendichten Wandabschluss zusätzlich gut vor Feuchtigkeit geschützt werden.
Designböden mit keinem mineralischen Träger, sondern einer HDF- / MDF-Platte bedürfen zusätzlicher Vorkehrungen. Ein fugendichter Wandabschluss mit PE-Rundschnur und Silikon und das Abfugen der Klickverbindungen bei den in der Regel schwimmend verlegten Designböden sind auch hier in jedem Falle nötig, sofern man sich für den Einsatz im Bad bei Standwasser entscheidet. Eine Ausnahme hiervon bildet der Dureco von Ter Hürne, dessen Trägerplatte so dicht verpresst sich, dass sie keine Saugspannung für Flüssigkeiten erzeugt. Falls ihr Fragen zu der Feuchtraumeignung eines Designbodens habt, sprecht uns ruhig darauf an.
PVC-Boden – Ja
Polyvinylchlorid ist als Kunststoff bedenkenlos in Bädern zu verlegen, sofern die Bahnenware vollflächig verklebt wird, damit keine Feuchtigkeit an den Schaum- oder Vliesrücken gelangen kann. Ein fugendichter Wandabschluss ist jedoch auch hier notwendig, um Schimmelbildung unterhalb des PVC-Bodens zu vermeiden.
Die folgende Übersicht soll euch als kleine Orientierungshilfe für den Regelfall dienen. Natürlich gibt es immer auch produktspezifische Ausnahmen und Vorkehrungen wie das Abfugen und Imprägnieren, um einen Parkett-, Laminat-, oder HDF-Vinyboden für Feuchträume geeignet zu machen. Gerne könnt ihr uns bei weiteren Fragen hier im Magazin, per E-Mail oder telefonisch kontaktieren. Wir freuen uns auf Euch!